Das Paillettenbild (4)

Hallo liebe Leserinnen und liebe Leser!

Vielleicht kennt es ja der ein oder andere: Man beginnt mit etwas und lässt es dann wegen der Hausarbeit oder eines anderen Projektes, dass man in diesem Moment lieber machen will, liegen. So vergehen Tage und Wochen, wo es durch immer die selbe Handlung dazu kommt, dass man immer mehr unfertiges Zeug liegen hat.

Und trotz dieses Wissens hat man dann so Phasen, wo man einfach Sachen kauft, die man irgendwann mal machen will und die dann ewig herumliegen. Vor gut einem Jahr hatte ich mir für mehrere Projekte das Material und auch Bastelpackungen gekauft. Überraschender Weise hatte ich auch schon Projekte dieses Kaufwahns abgearbeitet, sogar einige fertig gestellt (!).

Da ich aufräumen wollte war ich vor ein paar Tagen über die Kiste mit den Bastelsets gestolpert. Unter anderem sprang mir das glitzernde Bild eines Katzenmotives für ein Pailettenbild ins Auge. Bisher hatte ich noch nie etwas mit Pailletten gemacht, darum hatte ich mir dieses Bild, was eigentlich für Kinder gedacht war, bestellt.

Nachdem ich fast eine Stunde gegrübelt habe, was ich von den noch offenen Projekten als nächstes machen will, entschied ich mich für das Pailettenbild. Ich war nach langer Zeit mal wieder richtig aufgeregt und unruhig vor lauter Vorfreude. Noch am selben Tag öffnete ich endlich die Packung und sah mir den Inhalt an. Ich war richtig gespannt, wie man mit den Pailletten und kleinen Nägelchen wohl arbeitete.

Als ich am nächsten Tag mit diesem Projekt begann musste ich schnell feststellen, wie viel Unruhe wirklich in mir war. Schon bei der ersten Pailletten hatte ich das Gefühl zu zittern. Allerdings zitterte ich nicht, ich habe meine Hand genau beobachtet, ich war innerlich so unruhig, dass mir mein Unterbewusstsein vorgaukelte ich würde zittern. Ich schaffte es kaum eine halbe Stunde durch zu halten, dann musste ich schon wieder aufhören.

Ich war so verzweifelt, weil es schien als könnte ich nichts mehr machen. Es ist mir unerklärlich warum ich nicht in Tränen ausgebrochen bin. Die folgenden beiden Tage, die ich an diesem Projekt arbeitete, fühlte ich mich zwar weniger zittrig, aber ich schaffte es wieder nicht mehr als eine halbe Stunde an dem Projekt zu arbeiten.

Am vierten Tag machte ich nach zwanzig Minuten eine kleine Pause von fünf Minuten, wodurch ich fast die ganze Stunde, die ich eingeplant hatte, durchgehalten habe. Das hat mich so motiviert, dass ich an den letzten Tagen immer mehr als eine halbe Stunde am Tag machen konnte.

Wie ich nach etwa einer Woche fertig mit dem Bild bin, ist meine innere Unruhe etwas zurück gegangen. Ich versuche es positiv zu sehen, dass ich länger für das Projekt gebraucht habe als ich eigentlich vor gehabt hatte, auch wenn mir die Stimme in meinem Kopf etwas anderes erzählen will.

Vielleicht ist es manchmal gar nicht so schlecht mal etwas langsamer an zu gehen, als man eigentlich vor hatte. Dieses Quäntchen Ruhe in mir ist jetzt ein Nährboden auf dem ich weiter aufbauen kann. Ich bin gespannt, wohin mich mein Weg zurück zu mir als nächstes führt…

Gruß Lea